Neue Auftraggeber

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Was Ihr wollt! Die Neuen Auftraggeber: Klappe halten? Handeln in Zeiten lärmender Rhetorik.

Dienstag, 12. November ab 19:00 Uhr
@Grüner Salon/ Volksbühne Berlin

Manchmal wird es laut. Dröhnende Sätze, ja selbst ein wütender Aufschrei, können gesund sein. Überdosiert vergiften sie jedoch das gesellschaftliche Klima. Dabei kann den Ohren etwas entgehen, das mehr Kraft besitzt als alle lärmende Rhetorik: das Handeln. Darum soll es an diesem Abend gehen. Denn wo etwas getan wird, ohne große Worte zu machen, da kann mächtig was los sein. Wie kann das Tun Gemeinschaften verändern? Birgt künstlerisches Tun ein besonderes Versprechen auf Transformation? Wie kann man von Problemen und Konflikten handeln, statt (nur) über sie zu sprechen? Wo Schreihälse um die Lufthoheit streiten, wird um sie herum vielleicht schon der Boden umgegraben.

Gespräch in deutscher Sprache mit:
Alice Creischer (Künstlerin, Autorin)
Dorothea von Hantelmann (Kunsthistorikerin, Kuratorin)
Maria Schmidt (Aktivistin, Extinction Rebellion)
Zoë Claire Miller (Künstlerin, Sprecherin bbk berlin, Mitbegründerin Berlin Art Prize)
Moderation: Alexander Koch

Foto: Fabien Rigobert, Logis Castille, 2008 - 2010, Amiens, France © Les Nouveaux Commanditaires
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und der Bundeszentrale für politische Bildung.

18.09.2023

Auftrag angenommen: Christoph Schäfer für Kasnevitz

Die Neuen Auftraggeber von Kasnevitz haben ihren Auftrag an den Konzeptkünstler und Zeichner Christoph Schäfer vergeben. Er hat für Kasnevitz ein mehrteiliges künstlerisches Konzept entworfen. Damit reagiert er auf den Wunsch der Auftraggebergruppe, das Spielfeld der Aktivitäten rund um das Dorfhaus zu verändern und die Rollen der Akteure in einem fröhlichen Prozess neu zu verteilen.

Christoph Schäfer interessiert sich in seiner künstlerischen Arbeit dafür, wie die Beziehung von Imaginationen zur Wirklichkeit unter Spannung gesetzt werden kann. Das geschieht in zeichnerischen Arbeiten, in individuellen künstlerischen Projekten und als kritische Praxis, die Plattformen des Austausches mit anderen gestaltet. Grundlage seiner Arbeit ist immer eine Prozess gründlicher Decodierung des sozialen und politischen Kontextes. Die von ihm organisierten Beteiligungsprozesse stellen Entscheidungsstrukturen in Frage, indem sie Gestaltungsmacht auf die Vielen übertragen.

Christoph Schäfer lebt in Hamburg. Seit den frühen 1990er Jahren setzt er sich mit dem städtischen Alltag auseinander und initiiert Räume, in denen eine kollektive Wunschproduktion möglich wird. Sein Arbeitsschwerpunkt spiegelt sich in einem großen Spektrum unterschiedlicher Arbeiten, darunter das unabhängige Stadtplanungsprojekt Park Fiction (1994–2005), das 2002 auf die documenta11 eingeladen war, die Zeichnungsserie Die Stadt ist unsere Fabrik (2010), die auch als Künstlerbuch erschien, sowie das transdisziplinäre Büro PlanBude (2014). Mit Margit Czenki entwickelte er das Parklabyr, das im Museum Morsbroich seit 2021 daran arbeitet, im Leverkusener Schlosspark das Verhältnis von Kunst, Natur und einer diversen Stadtgesellschaft neu zu konfigurieren.

Foto: Margit Czenki

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13.06.2023

Neue Auftraggeber: Tanz und Performance im Bürgerauftrag

Kulturstiftung des Bundes fördert erneut Neue Auftraggeber

Es gibt Grund zu feiern bei den Neuen Auftraggebern! Wir freuen uns, dass die Kulturstiftung des Bundes heute ihre Entscheidung bekannt gegeben hat, ein bundesweites Programm für Tanz und Performance im Bürgerauftrag zu fördern.

Von 2023 bis 2027 können rund 15 künstlerische Projekte von bürgerschaftlichen Gruppen initiiert und gemeinsam mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern umgesetzt werden. Dafür stellt die Kulturstiftung fünf Millionen Euro zur Verfügung.

Die Förderung ist ein wichtiger Schritt zur Verbreitung und Verstetigung der Kunst im Bürgerauftrag in Deutschland – und eine Anerkennung dieses innovativen Modells, das bereits von 2017 bis 2022 in einer Pilotphase von der Kulturstiftung des Bundes erfolgreich gefördert wurde.

Tanz und Performance im Bürgerauftrag ist ein Angebot an zivilgesellschaftliche Gruppen, ihren drängenden Anliegen mit den Möglichkeiten performativer Ausdrucksformen Sichtbarkeit zu verleihen. Sie können ihre bürgerschaftlichen Aufträge an internationale Künstlerinnen und Künstler richten, die eben dort auf lokale Fragestellungen reagieren, wo sich auch im Wortsinn etwas bewegen soll. So entstehen neue Perspektiven und Dynamiken bürgerschaftlichen Engagements.

Entsprechend dem Modell Neue Auftraggeber übernehmen auch bei Tanz und Performance im Bürgerauftrag die bürgerschaftlichen Gruppen als Neue Auftraggeber die Verantwortung für die von ihnen initiierten Projekte. Im gesamten Prozess werden sie von Mediatorinnen und Mediatoren begleitet und beraten. Diese bringen ihre Erfahrung bei der Produktion ambitionierter künstlerischer Vorhaben ein. Sie bringen die Auftraggebergruppen mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die mit je spezifischen Konzepten auf die Aufträge reagieren und dabei die Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung und Umsetzung der Projekte einbeziehen.

Ab Herbst 2023 treten die Mediatorinnen und Mediatoren in verschiedenen Regionen Deutschlands in den Dialog mit Menschen, die durch Tanz und Performance im Bürgerauftrag ihr Lebensumfeld mitgestalten möchten. Eine Referentin oder ein Referent mit ausgewiesener Expertise im Bereich Tanz und Performance begleitet das Programm zusätzlich. Die Gesamtleitung und die Koordination liegen bei der gemeinnützigen Gesellschaft der Neuen Auftraggeber in Berlin. Um das Engagement von Kulturakteuren vor Ort im Bundesgebiet zu stärken, sollen Vereine, Kulturzentren, Institutionen oder auch öffentliche Körperschaften als lokale Träger für die Umsetzung der Projekte eingebunden werden.

Mit Tanz und Performance verbindet sich heute ein breites Spektrum ebenso klassischer wie auch experimenteller und innovativer künstlerischer Ausdrucksformen und Handlungsmöglichkeiten, deren Grenzen sich stetig erweitern. Künstlerinnen und Künstler, für die der Körper und seine Beziehungen zur sozialen und materiellen Umwelt essenziell sind, die der Bewegung in Zeit und Raum Gestalt geben, die an lebendigen Formen des Gemeinsamen arbeiten oder die Grenzen des Bewegbaren verhandeln, können im Rahmen des Programms an konkreten Orten neue Wege der künstlerischen Teilhabe und Produktion beschreiten. Handlungsorte können die Straße sein, der öffentliche Raum, aber auch physische und virtuelle Bühnen aller Art. So ergeben sich zugleich Gelegenheiten, auch Aufführungsorte selbst in ihren Potenzialen und Grenzen auszuloten.

Sowohl im internationalen Netzwerk der Neuen Auftraggeber als auch in der Pilotphase in Deutschland zeigten bürgerschaftliche Aufträge in der Vergangenheit bereits exemplarisch das Potenzial der performativen Disziplinen, Menschen unabhängig von Alter, Hintergrund und Vorkenntnissen zusammenzubringen und ihren Anliegen künstlerisch zu begegnen. Für In C – Marler Partitur von Sasha Waltz (Foto) tanzten im September 2022 rund einhundert Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit 16 international arbeitenden Tänzern an architektonisch bedeutsamen Orten der Stadt Marl. Das beispielgebende Projekt wurde gemeinsam mit der Kompagnie Sasha Waltz & Guests und lokalen Akteuren erarbeitet. Tanz und Performance im Bürgerauftrag konsolidiert Erfahrungen aus der Pilotphase der Neuen Auftraggeber und dem internationalen Kontext. Das Programm baut auf bisherige Erfolge auf, öffnet die Kunst im Bürgerauftrag für weitere ästhetische Formen und weitet den Radius der Projekte auf Orte mit geringerer kultureller Infrastruktur im gesamten Bundesgebiet aus.

Während der Pilotphase waren von 2017 bis 2022 insgesamt rund 700 Auftraggeberinnen und Auftraggeber sowie aktiv Mitwirkende an 17 Handlungsorten direkt beteiligt. Sie arbeiteten dort mit 31 internationalen Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Über 20.000 Personen wurden – auch unter erschwerten Corona-Bedingungen – als Publikum erreicht. Auch im kulturpolitischen Diskurs wurden die Neuen Auftraggeber sichtbar. Unter anderem erhielt das Projekt 2021 den Innovationspreis der Deutschen Kulturpolitischen Gesellschaft.

Im Anschluss an die Pilotphase gründete sich 2022 die Gesellschaft für Kunst und Mediation im Bürgerauftrag e.V. als Interessensvertretung der Mediatorinnen und Mediatoren in Deutschland. Der Verein bietet seinen Mitgliedern Peer-to-Peer-Beratungen an und veranstaltet Aus- und Fortbildungen im Mediationsmodell Neue Auftraggeber. Der Verein und die gemeinnützige Gesellschaft der Neuen Auftraggeber vermitteln das Modell deutschlandweit an Kommunen, Institutionen und Förderer und beraten bei der Anpassung an die jeweiligen lokalen Voraussetzungen und Bedarfe. Sie sind Teil eines internationalen Netzwerkes, das das Modell in einer wachsenden Zahl von Ländern und Regionen umsetzt.

Seit 1991 haben zunächst in Frankreich und später in weiteren Regionen Europas und darüber hinaus bereits Tausende Menschen über 500 Projekte aller möglicher Sparten der zeitgenössischen Künste beauftragt. Gemeinsam mit herausragenden Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart haben sie der Kunst im Bürgerauftrag und damit auch einer neuen kulturpolitischen Idee Form und Gestalt und Gewicht verliehen.

Bild: Aufführung von Sasha Waltz: In C – Marler Partitur, für die Neuen Auftraggeber von Marl, Projekt aus der Pilotphase der Neuen Auftraggeber, Marl 2022, Foto Florian Wagner

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06.06.2023

Nachruf auf Kobe Matthys

Wir trauern um den Tod von Kobe Matthys (1970-2023), der im Alter von nur 52 Jahren gestorben ist.

Im Rahmen des Projekts von Ruth Buchanan Ein Garten mit Brücken (Wirbelsäule, Magen, Kehle, Ohr) für die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach war Kobe Matthys 2021 und 2022 in Mönchengladbach als Ratgeber zu Gast, um über die Entwicklung eines (Gemeinschafts-)Gartens mit den Auftraggebergruppen nachzudenken. Als Ort, der sich auf vielen Ebenen erneuert, ist dieser Garten Spiegelbild einer Stadt, die aufgrund des Wandels industrieller Prozesse, durch Spätkapitalismus und veränderte Bedürfnisse ihrer Bewohnerinnen und Bewohner einem radikalen Wandel unterworfen ist. Wir reflektierten mit Kobe Matthys den Prozess, der mit der Schaffung eines Gemeinschaftsgartens verbunden ist. Großzügig teilte er seine Erfahrungen und sein immenses Wissen. Als Künstler lebte er in Brüssel und war Mitglied des Zenne Garten-Kollektivs und maßgeblich an der Entwicklung eines regenerativen Gemeinschaftsgartenprojekts in einer ehemaligen Industriezone von Brüssel beteiligt.

In seiner künstlerischen Arbeit war Kobe Matthys durch die von ihm gegründete Organisation Agency (seit 1992) bekannt. Seine frühen Überlegungen zum rechtlichen Konstrukt all unserer Dinge führte ihn zu einer eine Vielzahl von Fallstudien, die sich der rechtlichen Trennung zwischen Kultur und Natur widersetzten, unsere Beziehungen zu den Dingen, seien es Gesetze, Objekte oder Praktiken detailliert darstellten und zu einer Neubetrachtung geistigen Eigentums einluden. Durch seine nuancierte Art, mit der Fülle des Lebens zu arbeiten, hatte Ruth Buchanan von seiner Gartenarbeit erfahren. Als sie das erste Mal mit ihm über die Gartenworkshops sprachen, sagte er, dass man nicht wirklich Erfahrung mitbringen müsse, alles Wissen sei bereits da, es gehe nur darum, sich zu engagieren und Zeit zu investieren.

Kobe studierte von 1991–1995 an der Städelschule für Bildende Künste in Frankfurt bei Thomas Bayrle. Agency war u.a. zu sehen im CAC Vilnius (2019), Objectif-Exhibitions, Antwerpen (2011), The Showroom, London (2011), Contemporary Art Museum, St. Louis (2010), beim Goethe Institut, New York, in der Ausstellung Animism, Extra City, MUHKA, Antwerpen, Kunsthalle, Bern, Generali Foundation, Wien und Haus der Kulturen der Welt, Berlin (2009-12), Grand Domestic Revolution, Casco, Utrecht (2011-2012), Speech Matters, Venedig Biennale, Venedig (2011), white light, Düsseldorf (2007), Projekt Migration, Kölnischer Kunstverein (2005-06) u.v.m. Matthys war einer der treibenden Kräfte von State of the Arts, die sich gegen die Etatkürzungen im Bereich der Kultur 2019 in Belgien einsetzte. 2021 erhielt Agency die Ultima Awards für visuelle Kunst in Flandern.

Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie, Partnerin und seinen Freunden. Wir werden ihn sehr vermissen. Ruth Buchanan, Kathrin Jentjens, Susanne Titz und die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach

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05.07.2022

Benefiz-Auktion zur Finanzierung der neuen Dorfbänke in Züsedom

Mit Jakub Szczęsny entwickelten die Züsedomer eine Bank, die in leuchtendem Signalorange unübersehbare Treffpunkte im Dorfbild platziert, für jede Altersgruppe nutzbar ist und in ihrem Design auch für die jüngere Generation Gelegenheit zur Begegnung bietet. Die Züsedom-Bank.

Am 22. und 23. Juli werden auf Schloss Broellin e.V. vier Benefiz-Auktionen zur Finanzierung der neuen Dorfbänke in Züsedom durchgeführt. Zur Versteigerung kommen über 150 Objekte aus der ehemaligen Erich-Kühl-Oberschule und dem Bestand der Züsedomer Landfrauen. Ersteigert ein Stück Geschichte und unterstützt die Produktion unseres Züsedomer Auftrags!

Zur Auktionswebseite geht es hier entlang: https://auktion.neueauftraggeber.de

Auktion 1: Freitag 22. Juli 2022 15:30:00 Uhr – DDR Lehrmittel (Schwerpunkt Technik & Audio) Auktion 2 : Freitag 22. Juli 2022 18:30 Uhr – DDR Lehrmittel (Schwerpunkt Biologie) Auktion 3: Samstag 23. Juli 2022 13:30 Uhr – DDR Lehrmittel (Schwerpunkt Großkarten & Medien) Auktion 4: Samstag 23. Juli 2022 16:30 Uhr – Schulinventar, Bäuerliches & Kuriosa

Die Versteigerungen finden im Rahmen von “30 Jahre Gegenwart”, dem 30-jährigen Jubiläum des Vereins Schloß Bröllin e.V. statt.

Das Ersteigern ist ausschließlich vor Ort möglich, die Lose müssen direkt nach der Auktion übernommen werden. Ein Versand ist nicht möglich.

Mehr zu 30 Jahre Bröllin: http://broellin.de/30-jahre/

Foto: Victoria Tomaschko

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01.11.2021

Wandel neu gestalten in Dörfern und Städten – Einblicke in Kunst und Mediation im Bürgerauftrag

Donnerstag, 18.11.2021, 14:00 bis 17:00 Uhr

Eine Online-Veranstaltung für Planer*innen und Entscheider*innen in Kommunen und Ländern und alle, die mit bürgerschaftlicher Beteiligung und Entscheidungsfindung befasst sind.

Wir wollen uns mit Ihnen darüber austauschen, wie mit dem Modell der Neuen Auftraggeber unkonventionelle Einblicke in nachbarschaftliche Prozesse gewonnen werden und sogar komplexe Themen ohne Schwellenangst bearbeitet werden können. Wir öffnen die Werkstatttür und freuen uns über Ihre Perspektiven auf unsere Arbeit, auf Ihre Anregungen und einen Dialog darüber, wie wir gemeinsam mit den Menschen in neue Gespräche eintreten können. Und darüber, wie wichtig Kultur und Kunst für die innovative Arbeit an gesellschaftlichen Themen sind.

Was? Wir stellen Ihnen einen einzigartigen Ansatz der Bürgerbeteiligung vor. Das Mediationsmodell der Neuen Auftraggeber macht Bürger*innen zu aktiven Partner*innen bei lokalen und kulturellen Aufgaben. Dieses neue und europaweit erfolgreich erprobte Handlungsinstrument können künftig auch deutsche Kommunen und Regionen für die produktive Gestaltung gemeinschaftlicher Anliegen nutzen.

Wir erzählen Ihnen, wie aus Bürger*innen Auftraggeber*innen werden, wie internationale Künstler*innen Orte verändern, wie kulturelle Mediation auf Konflikte zugeht und wie Politik, Verwaltungen, Institutionen und Fördergeber neue Allianzen zum Wohle vieler eingehen können. Ob Sie selbst Entscheidungsträger*in sind, oder als Stadt- oder Landesentwickler*in selbst Wandel mitgestalten, oder ob Sie sich in anderer Funktion – beruflich oder privat – über das Modell der Neuen Auftraggeber informieren wollen: Sie sind herzlich willkommen! Die Teilnahme ist kostenlos.Wer? Die Programmleiter der Neuen Auftraggeber erläutern Methoden und Strukturen, berichten aus der Praxis, zeigen beispielgebende Projekte. Im offenen Gesprächsformat ist der direkte Austausch möglich, auch über Ihre eigenen Interessenschwerpunkte. Alle Ihre Fragen sind erwünscht!

Wo? Die Einführungsveranstaltung in unser Programm findet digital statt, den Einladungslink bekommen Sie von uns vor der Veranstaltung per E-Mail zugeschickt. Bitte schicken Sie uns eine E-Mail an webinar@neueauftraggeber.de, um sich anzumelden.

Warum? Bürgerbeteiligung steht vor immer größeren Herausforderungen. Politikskepsis und sinkende Konflikttoleranz auf der einen und zentralisierte und verschlankte Strukturen auf der anderen Seite erschweren Mitbestimmung und lähmen oft die Dialogbereitschaft.

Die Gesellschaft der Neuen Auftraggeber kennt die Chancen und Schwierigkeiten von Bürgerbeteiligung aus der Praxis. In unseren Projekten ermöglichen wir Bürger*innen, dringende Anliegen oder Probleme in ihren Dörfern oder Quartieren mit künstlerischen Mitteln zu bearbeiten. Unterstützt von Mediator*innen formulieren sie ihren Auftrag an die Kunst. Das Ziel ist, vor Ort ein Stück der eigenen Lebensumwelt zu verändern und zu gestalten. Dabei geht es zu Beginn selten um Kunst und fast immer um drängende Probleme, vernachlässigte Themen und manchmal auch schwelende Konflikte.

Die Neuen Auftraggeber bringen dann internationale Künstler*innen an die Handlungsorte, um mit dem kreativen Blick von außen bislang unbekannte Lösungen zu entwickeln. Zugleich wird das bürgerschaftliche Engagement exemplarisch für alle sichtbar und so zur Motivation für Nachahmer*innen. Damit Gemeinschaften sich auf diese Weise neu erfinden oder mit Lust am Experiment Schritte in eine andere Zukunft gehen können, arbeiten wir eng mit Verwaltung und Politik zusammen, ebenso mit Einrichtungen der Kunst und Kultur. Wenn sich am Ende Orte verwandeln und Bürger*innen zu neuer Initiative finden, war das immer das Ergebnis der Kooperation vieler Akteur*innen.

Wenn Sie denken, von unserer Arbeitsweise, unseren Erfahrungen und unserer Mediationsmethode profitieren zu können – wir reden gern darüber, auch über die Umsetzung bürgerschaftlicher Auftragsprojekte in Ihrer Kommune oder Region.

Wir freuen uns auf Sie!

Programm Gerrit Gohlke, Leiter Regionalentwicklung der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber, und Alexander Koch, Direktor der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber, führen durch das Programm und berichten aus der Praxis.

14:00 Uhr Auftakt: Begrüßungsrunde

14:15 Uhr Einführung in den Bürgerbeteiligungsansatz der Neuen Auftraggeber anhand konkreter Projektbeispiele: Wie aus einer baufälligen Zwergschule ein neuer Anziehungspunkt wird oder ein Abrissgebäude sich in einen Dorfstrand verwandeln kann

15:00 Uhr Fragen und Antworten

15:15 Uhr Praxisbericht über Kooperationen in Städten und Gemeinden: Mit unkonventionellen Fragen bekannte Räume und Themen neu entdecken – wie wir Wissen teilen und so gemeinsam neue Wege finden

16:00 Uhr Einführung in das Kosten- und Finanzierungsmodell der Neuen Auftraggeber Die Neuen Auftraggeber als künftiges bundesweites Angebot und Handlungsmodell

16:30 Uhr Diskussion und Abschlussrunde

17:00 Uhr Ende

Bild: Die Neuen Auftraggeber von Züsedom, Foto: Victoria Tomaschko

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05.08.2021

Die Neuen Auftraggeber von Waldeck-Frankenberg und das Künstler*innenkollektiv nachbars garten präsentieren das Projekt Wasserzeichen

Samstag, 4.9.2021, Beginn: 14:00 Uhr

Übergabe des künstlerischen Entwurfs an die Öffentlichkeit mit Grußworten von Dr. Reinhard Kubat, Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg und Ljubica Nikolic, Universität Göttingen.

Treffpunkt: Dorfgemeinschaftshaus, Torweg 8, 35110 Ellershausen, Koordinaten: 51°04'46.9"N 8°53'34.9"E

Das ungewöhnliche Kunstprojekt im Auftrag der Wasserinitiative Waldeck-Frankenberg macht die Bedrohung der Ressource Wasser sichtbar und bindet die Menschen der Region in eine engagierte Bewegung zum Schutz des Wassers als Quelle allen Lebens ein.

Die Auftraggeber*innen und die Künstler*innen werden ihre Initiative gemeinsam öffentlich vorstellen. In einer anschließenden Performance werden exemplarisch erste Zeichen gesetzt, deren Signalwirkung der Flüchtigkeit der Ressource Wasser Ausdruck verleiht. Das Publikum kann wahrnehmen, wie sich im Moment des Entstehens der Wasserzeichen diese auch bereits wieder verflüchtigen. Als einziges Zeugnis bleibt die (Ein-)Dringlichkeit der geteilten Erinnerung an Handlungen, Zeichen und Gesten – und den gemeinsam erlebten Moment.

Es ist der Auftakt für einen Prozess weiterer Zeichensetzungen in der Region und darüber hinaus, ob materiell oder immateriell, an Haustüren, Fassaden, auf Straßen und Plätzen, im Internet – wo auch immer sie die Aufmerksamkeit von Mitmenschen erreichen und Gespräche über Aspekte der vielfältigen Bedrohungen der Ressource Wasser anregen.

Mehr zum Projekt unter Die Neuen Auftraggeber von Waldeck-Frankenberg

Foto: Kay Zimmermann

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08.07.2021

Auszeichnung für die Gesellschaft der Neuen Auftraggeber

Die Gesellschaft der Neuen Auftraggeber erhält den Zukunftspreis für Kulturpolitik KULTURGESTALTEN in der Kategorie „Initiativ- und Netzwerkprojekte“ der im Auftrag der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) vergeben wurde.

Wir freuen uns außerordentlich über die Auszeichnung mit dem Zukunftspreis. Er gilt einem ganzen Netzwerk von Bürgergruppen, Kulturschaffenden und ihren Partnern, die wir als Gesellschaft der Neuen Auftraggeber begleiten und dabei unterstützen, mit ambitionierten Projektvorhaben ein Stück Umwelt und Gemeinschaft neu zu gestalten.

Mit der Verleihung des neuentwickelten Preises zeichnet die Kulturpolitische Gesellschaft e.V. vorbildliche Initiativen und herausragende Praxisbeispiele zukunftsweisender Kulturpolitik aus. Der Preis will neue Aufmerksamkeit für innovative kulturpolitische Praxis, Visionen und Leitbilder schaffen und das damit verbunden besondere gesellschaftliche Engagement sichtbar machen. Der Zukunftspreis wird alle zwei Jahre in den drei Kategorien „Einzelprojekte“, „Initiativ- und Netzwerkprojekte“ und „(Modell-)Projekte kommunaler Selbstverwaltung“ vergeben und ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Die Kulturpolitische Gesellschaft e.V. (KuPoGe), gegründet 1976, ist eine parteipolitisch unabhängige, bundesweite Vereinigung von kulturpolitisch interessierten und engagierten Menschen und Organisationen. Sie ist die Plattform für kulturpolitische Diskurse in Deutschland und steht für den Grundsatz „Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik“.

„Neue Auftraggeber ist ein innovatives, partizipatives Modell für eine an aktuellen gesellschaftspolitischen Bedarfen ausgerichtete Kulturpolitik, die ,Kultur von allen für alle‘ demokratisch ermöglicht. Der Ansatz bietet ein thematisch offenes Format zur konkreten Gestaltung des Diskurses, ist skalierbar und für verschiedene Inhalte und Strukturen nutzbar. Breitenwirkung erreicht das Projekt durch die Arbeit in bundesweit mehreren Modellregionen“, begründet Dr. Tobias Knoblich, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, in seiner Laudatio die Entscheidung der Jury.

„Die prominente Auszeichnung der Neuen Auftraggeber stimmt uns optimistisch, dass dieses Modellprojekt einer demokratischen Kultur mit gleichzeitig hohem künstlerischen Anspruch auch in Deutschland Schule machen wird. Die Kulturstiftung des Bundes versteht sie als Anerkennung für ein gelungenes Zusammenwirken von Kunst und Politik, bei dem die Interessen der Zivilgesellschaft Maßstab ihres Handelns sind.“ Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes.

Abbildung: Die Neuen Auftraggeber von Eberswalde. Foto: Victoria Tomaschko

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10.06.2021

Mönchengladbach: Auftakt zu Ruth Buchanans Arbeit mit Workshops und Filmen

Zum Auftakt der Arbeit Ein Garten mit Brücken (Wirbelsäule, Magen, Kehle, Ohr) von Ruth Buchanan für die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach fndet ab Juni 2021 eine dreiteilige Workshopreihe statt. In kollaborativ angelegten Formaten stellt Ruth Buchanan die Inhalte des Auftrags und die Anliegen der Auftraggebergruppe vor. Themen wie Arbeit und Arbeitsleben, Gesundheit und Bewegung, Erfahrung des Selbst und Anderen kommen in den Workshops zur Sprache und ermöglichen ein temporäres Zusammentreffen unterschiedlicher Gruppen und Menschen auf dem Abteiberg.

Zwei Filmnachmittage widmen sich daran anschließend im September unter dem Titel Mitternacht / Arbeiterinnen: Geschichte, Zeitlichkeit und Kontext den Hintergründen der Arbeiterbewegung, Bedingungen von Arbeit und Auswirkungen auf das Privatleben von Arbeiter*innen aber auch künstlerischer Arbeit.

Die Veranstaltungen finden als Kooperation der Kunststiftung im Museum Abteiberg mit dem Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V. und dem Stiftischen Humanistischen Gymnasium statt.

WORKSHOPS

Es gibt kein Unkraut: Pflege, Wachstum, Regeneration.

SAMSTAG, 26.6.2021

10–12 Uhr: Online-Vortrag mit Kobe Matthys (Zenne Garden) mit anschließendem Austausch 13 -15 Uhr: Besuch des örtlichen EWILPA-Wildpflanzenparks Kostenfrei, auf deutsch und englisch, Anmeldung unter schaum@neueauftraggeber.de

FREITAG 3.9.2021, 14–17 UHR

Wildpflanzenworkshop mit Caroline Pekle im Garten des Arbeitslosenzentrums Mönchengladbach e.V. Lüpertzender Str. 69, 41061 Mönchengladbach Kostenfrei, auf deutsch, Anmeldung unter schaum@neueauftraggeber.de

In diesen Workshops denken wir über die Entwicklung eines (Gemeinschafts-)Gartens am Abteiberg nach. Als Ort, der sich auf vielen Ebenen erneuert, ist er Spiegelbild einer Stadt, die aufgrund des Wandels industrieller Prozesse, durch Spätkapitalismus und veränderte Bedürfnisse ihrer Bewohner*innen einem radikalen Wandel unterworfen ist. Wir reflektieren den Prozess, der mit der Schaffung eines Gemeinschaftsgartens verbunden ist, und die Beziehungen, die dieser Prozess hervorbringt. Zwei Gartenkundige teilen ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus der Arbeit in und mit Gemeinschaftsgärten mit den Teilnehmenden und wir besuchen Meike Koppmann und den EWILPA Wildpflanzenpark, ein lokales Projekt, das sich ebenfalls mit der Praxis des gemeinschaftlichen Gärtnerns beschäftigt. Mehr Informationen zum Park

Kobe Matthys ist ein Künstler aus Brüssel und Mitglied des Zenne Garden-Kollektivs und maßgeblich an der Entwicklung eines regenerativen Gemeinschaftsgartenprojekts in einer ehemaligen Industriezone von Brüssel beteiligt. Er wird Einblicke in diesen Prozess geben und das Konzept einer Garten-Charta und einer Nutzerbibliothek vorstellen. Beide beruhen auf dem Konzept, dass das Wissen zu den behandelten Themen schon da ist, wir müssen uns nur darum kümmern, es für alle zugänglich zu machen. Mehr über Zenne Garden

Caroline Pekle arbeitet mit ganzheitlichen Praktiken und heilkundlichen Ansätzen. Sie vermittelt in diesem Workshop ihr Wissen über verschiedene Pflanzen, die bereits im Garten wachsen und ihre Wirkung. Wir werden lernen, wie wir nahrhafte Aufgüsse für uns selbst und für den Garten machen und wie wir diese Pflanzen ernten und in unsere Ernährung einbauen können.

Passt mein Körper auch rein? Forschung und Bewegung: vom und in den Sinneskörper

SAMSTAG, 4.9.2021, 10–13 UND 15–18 UHR

Bewegungsworkshop mit Tanja Saban Ab 14 Jahren. Keine Vorkenntnisse erforderlich. Sporthalle des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums Abteistraße 17, 41061 Mönchengladbach Kostenfrei, auf deutsch, Anmeldung mit Angabe des Wunschzeitraums unter schaum@neueauftraggeber.de Es handelt sich um den gleichen Workshop, der zu zwei Zeiten angeboten wird.

Ausgehend von den Konzepten der Regeneration und der Fürsorge erforscht dieser Workshop die körperliche Wahrnehmung und die kraftvollen Beziehungen, die entstehen können, wenn man sich auf sein sensorisches Selbst einstimmt und in der Folge unsere Beziehung zu unserer Umgebung in Bewegung setzt.

Der Workshop wird in zwei Teile gegliedert sein: Gaga/people und somatisches Sequencing. Gaga/people ist eine Bewegungssprache, die einen Rahmen bietet, in dem die Teilnehmenden sich mit dem Körper und ihrer Vorstellungskraft verbinden, körperliche Empfindungen erfahren und ein erweitertes Verständnis von Agilität und Freude an der Bewegung in einer einladenden Atmosphäre üben, die allen Mobilitätsstufen gerecht wird. Die Teilnehmer werden durch eine Reihe von Anweisungen geführt, die das Bewusstsein für Körperempfndungen sensibilisieren und verstärken. Nicht unähnlich dem Aufbau eines Gartens, überlagern und verdichten sich die Informationen in Schichten, anstatt sich von einer Anweisung zur nächsten zu bewegen, wodurch eine multisensorische Erfahrung entsteht.

Die Somatic-Sequencing-Session wird dies erweitern und sich darauf konzentrieren, wie Wahrnehmung unsere Bewegung beeinfusst. Wir erwecken die Körpersinne und tauchen in unsere inneren Landschaften, unsere Anatomie ein. Indem wir anatomische Strukturen visualisieren, berühren und bewegen, erkunden wir verschiedene Körperschichten und ihre Funktion. Eine differenzierte Wahrnehmung verfeinert das Körperbewusstsein und schafft Raum für die Reorganisation und Erweiterung unserer Bewegungsmuster. Wir erforschen, wo und wie Bewegung initiiert wird, wie sie sich im Körper fortsetzt, wie sie Rhythmus und Texturen orchestriert. Feines Hineinhören in den eigenen Mikrokosmos erweitert Wahrnehmungs- und Artikulationsfähigkeiten auf verschiedenen Ebenen.

MITTERNACHT / ARBEITERINNEN: GESCHICHTE, ZEITLICHKEIT UND KONTEXT FILMNACHMITTAGE IM MUSEUM ABTEIBERG

SONNTAG, 19.9.2021, 15 UHR

Berwick Street Collective: Nightcleaners, 1975 16mm-Film, gezeigt als HD-Video, 90 Minuten, OV (Englisch)

Kostenfrei, Anmeldung unter schaum@neueauftraggeber.de Museum Abteiberg, Abteistraße 27, 41061 Mönchengladbach

SONNTAG, 26.9.2021, 15 UHR

Andrea Büttner: What is so terrible about craft? / Die Produkte der menschlichen Hand, 2019 Zweikanal-Video, Ton, 34 Minuten, OmU (deutsch mit deutschen Untertiteln für hörgeschädigte Menschen) Schenkung von Outset Germany_Switzerland, Sammlung Museum Abteiberg

Rosalind Nashashibi: Vivian ́s Garden, 2017 16mm-Film, gezeigt als HD-Video, Farbe/Ton, 29:50 Minuten, OV (Englisch, Deutsch)

Maya Schweizer: Voices and Shells, 2020 Video, Farbe, 18 Minuten, OV (Französisch mit englischen und deutschen Untertiteln)

Kostenfrei, Anmeldung unter schaum@neueauftraggeber.de Museum Abteiberg, Abteistraße 27, 41061 Mönchengladbach

Das Filmprogramm betrachtet die in den vorangegangenen Workshops untersuchten Konzepte von Fürsorge und Körperlichkeit durch die Linse der Beziehungen, die sich zwischen unseren Arbeitskörpern und unseren physischen Umgebungen oder allgemein zwischen den räumlichen und zeitlichen Parametern der Teilnahme an der sozioökonomischen Sphäre entfalten.

Präsentiert wird ein wegweisendes Werk der britischen Arbeitspolitik aus den 1970er Jahren zusammen mit aktuellen Arbeiten von drei Filmemacherinnen. So beginnen wir, die Kontingenz zu erschließen, die für unseren Platz innerhalb unserer eigenen Gemeinschaften und der Gesellschaft insgesamt auf dem Spiel steht.

Die Arbeiten reichen von dokumentarischen zu fiktiven Formaten, von gesamt-gesellschaftlichen Betrachtungen zu subjektiv-intimen. Sie bieten einen strukturierten Einblick in das Konzept des arbeitenden (und damit lebenden und handelnden) Menschen. In einer Gruppe betrachtet, unterstreichen diese Arbeiten die verschiedenen historischen Präzedenzfälle, von denen aus wir heute sprechen, arbeiten und in Beziehung treten, und offenbaren letztlich die Zerbrechlichkeit des Einfusses, den wir auf unsere Kontexte und der Kontext auf uns haben.

Gefördert durch Kunststiftung NRW und Heidehof Stiftung

Abbildung: Caroline Pekle in ihrem Garten. Foto: Caroline Pekle

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14.01.2021

DAS WAR 2020 – UND DARAUF FREUEN WIR UNS 2021

Klandestin – so nennt man etwas, das sich in Stille vollzieht, im Verborgenen, im vertrauten Kreis. 2020 liefen die Projekte der Neuen Auftraggeber trotz und wegen der besonderen Herausforderungen des Jahres klandestin – und durchaus munter – weiter.

Denn lange bevor mit großem Tusch und Tara die künstlerischen Projekte im Bürgerauftrag öffentlich werden, reifen sie im Dialog, durchleben Wendungen und Überraschungen im Zwiegespräch zwischen Auftraggebergruppen, Künstlerinnen und Künstlern, machen dabei einen Schritt zurück und zwei nach vorn. Das war auch 2020 so. Beim Ortstermin an der frischen Luft, in Onlinekonferenzen, beim digitalen Atelierbesuch.

Die Neuen Auftraggeber haben im vergangenen Jahr viel Unterstützung erfahren. Neben der Kulturstiftung des Bundes haben die kommunalen Verwaltungen und engagierte Menschen aus vielen weiteren Institutionen und Büros den Projekten Rückenwind gegeben, Wege in die Zukunft gebahnt, Unterstützung bescheinigt. Nie wurden die Anliegen der Auftraggebergruppen ignoriert, Kulturämter und Ausschüsse, Stadträte und Landesentwickler haben sich Zeit genommen. Sie sehen: Was da geschieht, berührt grundlegende Aspekte von Gemeinschaft, Fürsorge und sozialer Inklusion im lokalen und regionalen Umfeld.

Und so war 2020 ein Jahr mit neuen Aufträgen, künstlerischen Entwürfen, kommunalen Versammlungen und vielfacher vertrauensvoller Kommunikation – unterm Strich ein Jahr der Visionen, die allmählich praktische Gestalt annehmen. Nach einer kurzen Verschnaufpause zum Jahreswechsel geht es jetzt weiter. Künstlerinnen und Künstler arbeiten an Entwürfen. Mediatorinnen und Auftraggebergruppen sitzen mit Statikerinnen und Architekten zusammen, sprechen mit Verwaltungen und Ausschüssen, zeichnen Pläne, schreiben Anträge für Fördergelder und Baugenehmigungen und erzählen Medien von den Projekten. Nicht nur, um die Prozesse an den laufenden Handlungsorten weiter voranzutreiben, sondern auch, um das Modell Neue Auftraggeber in Deutschland mit einer längerfristigen Struktur über die Pilotphase hinaus zu verankern.

Die Kunst im Bürgerauftrag gedeiht, wächst weiter und tritt in die Öffentlichkeit. Was sich zunächst klandestin und geschützt entwickelt, bekommt jetzt Hände und Füße, zeigt Gesicht und lässt die Stimme hören. Freuen Sie sich mit uns drauf!

ELF AUFTRÄGE IN DER UMSETZUNG

In Züsedom (Mecklenburg-Vorpommern), Mönchengladbach-Wickrath (Nordrhein-Westfalen) und Waldeck-Frankenberg (Hessen) haben letztes Jahr weitere Bürgergruppen ihre Aufträge für künstlerische Produktionen unterschrieben. Die Auftragsformulierung ist der Moment, an dem eine Gruppe mit ihrem Anliegen in die Öffentlichkeit tritt. Damit arbeiten derzeit elf Bürgergruppen gemeinsam mit den Mediatorinnen und Mediatoren an der Realisierung ihres Auftrags – von der Künstlerrecherche über die Besprechung der Ideen und Entwürfe bis hin zu konkreten Fragen der Umsetzung. Auch an anderen Orten befinden sich Gruppen in der Auftragsfindung, um in diesem Jahr öffentlich zu werden. Zu den laufenden Projekten...

KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER AN BORD

Sie arbeiten derzeit an ihren Projektvorschlägen: Im Auftrag der Bürgergruppen entstehen künstlerische Entwürfe von Ruth Buchanan, ConstructLab und Rimini Protokoll, Martin Kaltwasser, Daniel Knorr, Antje Majewski, Laure Prouvost und Jakub Szczęsny. Dabei führen sie die Aufträge nicht einfach nur aus oder bewerben sich für einzelne Projekte. Sie werden als aktive Partner eingeladen, die Hintergründe zu verstehen, aus denen ein Projekt entsteht. Sie interpretieren den Auftrag, haken nach, recherchieren und entwickeln Ideen für ein neues Werk. In weiteren Auftraggebergruppen läuft die Künstlerrecherche dieses Jahr an. Die Mitwirkenden der Projekte in Deutschland sind dabei in guter Gesellschaft: Künstlerinnen und Künstler aus internationalen Projekten...

ERSTE PROJEKTENTWÜRFE VERÖFFENTLICHT

Mit dem Entwurf von Ruth Buchanan schlagen die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach buchstäblich Brücken für die Stadt. Der Entwurf sieht skulpturale Eingriffe in einem Gartengrundstück vor, die neuen Zugang zum Gelände ermöglichen. Was so entsteht soll der Stadtgesellschaft zugute kommen, die im Zentrum zwar zahlreiche öffentliche Einrichtungen der Bildung und Kultur vorfindet, aber kaum Verbindungen zwischen ihnen und nur wenige Orte zum gemeinsamen Verweilen. Rimini Protokoll und ConstructLab haben für die Neuen Auftraggeber von Steinhöfel eine Festspielidee entwickelt, die alle zwölf Dörfer der Gemeinde über das gute Älterwerden auf dem Land miteinander in Dialog bringen soll. Für die „Steinhöfler Festspiele“ sollen aktive Bühnenelemente in jedem Ort und einem gemeinsames Festspielzentrum für den Austausch sorgen. Das Abschlussfest kann zum Auftakt weiterführender Aktivitäten in der Gemeinde werden.

AUFTRAG ABGESCHLOSSEN

Im Auftrag des irakischen Kurden Sartep Namiq entstand seit 2016 ein Comicbuch, das Ende des Jahres in den Druck ging. Diesen März erscheint es bei der Egmont Comic Collection. Beauftragt wurde es bei Comiczeichner Felix Mertikat unter Mitwirkung der Cyberpunk-Legende Bruce Sterling und vielen weiteren Mitstreitenden. Das Projekt nahm vor vier Jahren in der Geflüchtetenunterkunft Tempelhof seinen Ausgang, um eine mutmachende Geschichte ohne Worte zum guten Zusammenleben zu entwerfen. Die ersten Exemplare gehen an gemeinnützige Orte, Geflüchtetenorganisationen, Unterkünfte, Bibliotheken, Schulen und Bildungsstätten. Ab März wird das Comic dann auch im Buchhandel erhältlich sein. Mehr dazu...

MEDIATORINNEN UND MEDIATOREN AKTIV UNTERWEGS

Einige sind schon länger dabei, andere in 2020 neu hinzugestoßen: Die Mediatorinnen und Mediatoren der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber begleiten die Bürgergruppen bei ihren Projekten. Wann immer eine bürgerschaftliche Initiative ein Dorf verändern, ein Denkmal bauen oder eine andere Idee realisieren will, beginnt das Gespräch mit der Mediatorin oder dem Mediator vor Ort. Sie sind Kundschafter, Beratende und Vermittelnde. Sie vermeiden schnelle Antworten und haben keinen fertigen Bauplan im Gepäck. Ihr Fachgebiet ist die Kunst des Zuhörens. Wer sind die Mediatorinnen und Mediatoren der Neuen Auftraggeber?

ÖFFENTLICHER DIALOG MIT NEUER REIHE: IM AUFTRAG – KUNST IN BEZIEHUNG

Live und online diskutierten wir 2020 bei Was Ihr wollt! im Grünen Salon der Volksbühne Berlin und auf zahlreichen anderen digitalen und echten Bühnen. In diesem Jahr beleuchtet die neue Reihe Im Auftrag – Kunst in Beziehung die Besonderheiten einer Kunst im Bürgerauftrag aus Perspektiven der Kunstwissenschaft, Soziologie, Anthropologie, Architektur und Stadtentwicklung, Ökonomie, Kunstvermittlung und Konfliktmediation. Im Monatsrhythmus werden Aufsätze, Statements, Handlungsvorschläge und praxisnahe Formate wie Seminare und Workshops präsentiert. Beiträge von u.a. arch+, Karin Harrasser, Silke Helfrich/Commons Institut, Shannon Jackson, Judith Laister, Isabelle Stengers, Nora Sternfeld und internationalen Akteurinnen und Akteuren der Neuen Auftraggeber werden auf unserer Website als wachsendes Archiv verfügbar sein sowie mit verschiedenen Medien- und Kooperationspartnern veröffentlicht. Zum Öffentlichen Dialog...

PRESSESCHAU

Die Auftraggebergruppen hatten letztes Jahr einigen Besuch von Medien und Presse. Fernseh- und Radiobeiträge wurden u.a. von ZDF, Deutsche Welle, Deutschlandfunk und verschiedenen Stationen des RBB gesendet. Umfassende Artikel erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, auf Zeit online und in der taz. Berichte in der Rheinischen Post, der Berliner Zeitung und der MOZ, um nur einige zu nennen, begleiteten die Aktivitäten in den Regionen. Das Jahrbuch der Kulturpolitischen Gesellschaft und das Magazin der Kulturstiftung des Bundes halfen, das Modell Neue Auftraggeber in Deutschland bekannter zu machen.

UND DANN WAR DA NOCH...

Seit 2018 bieten wir am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin das Seminar Mediation im Modell Neue Auftraggeber an. Auch an der Bauhaus Universität Weimar, der HfbK Dresden und anderen Institutionen gab es Seminare und Workshops, von denen einige auch in diesem Jahr fortgesetzt werden.

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14.10.2020

Was ihr wollt! #8: Onlineausgabe

PETITIONEN, PROTESTE, LIQUID DEMOCRACY – ERMÄCHTIGUNGSFANTASIEN ODER DRINGEND BENÖTIGTES DEMOKRATIE-UPDATE?

DISKUSSION IM GRÜNEN SALON DER VOLKSBÜHNE BERLIN

Mit Lewamm Ghebremariam, Kampagnenstrategin change.org e.V., Gründerin des Netzwerks Wake Up Eritrea, Vorstandsmitglied des Clubcommission e.V. Christopher Lauer, Publizist und ehemaliges Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses Alexander Koch, Direktor Gesellschaft der Neuen Auftraggeber

Moderation Christine Watty, Deutschlandfunk Kultur

Wir freuen uns, dass wir die achte Ausgabe der Veranstaltungsreihe Was Ihr Wollt! in Kooperation mit der Volksbühne Berlin als Online-Format präsentieren können.

DISKUSSION ANSCHAUEN

Online-Petitionen, Bilderstürme und Denkmalstürze, ziviler Ungehorsam und Bottom-up-Prozesse – aktuelle Teilhabe-Modelle haben eins gemeinsam: Sie denken zivilgesellschaftliche Mitsprache über repräsentativ-demokratische Prozesse hinaus. So haben die Fridays-for Future-Bewegung und Black-Lives-Matter-Proteste in den letzten Monaten die öffentliche Aufmerksamkeit für Forderungen zum Umgang mit Klimawandel und Rassismus erhöht. Sind diese Mobilisierungen Ausdruck der gern zitierten "Krise der Demokratie" oder im Gegenteil ein Zeichen für die Lebendigkeit des demokratischen Modells? Vor diesem Hintergrund wollen wir herausfinden, wie es um das Vertrauen in bestehende politische Institutionen steht – und was progressive Ideen für ein zuversichtliches Demokratie-Update sind. Wir werfen einen Blick in den analogen und digitalen Werkzeugkoffer zivilbürgerlichen Engagements und fragen, was wir mit welchen Instrumenten daraus bewegen können. Im Fokus steht alles das, was am Ende des parlamentarischen Tages Ermächtigungsfantasien und Wohlfühl-Klicktivismus ohne politische Wirksamkeit von Handlungen unterscheidet, die die Welt bewegen können. Die Gäste begeben sich hinein in die Ambivalenzen aktueller Formen der kollektiven Selbstermächtigung. Was ist dran am Begriff der Initiativ-Demokratie, die dem Vertreten-sein die Selbstvertretung entgegensetzt? Wer spricht dabei für wen? Wer spricht (nicht) mit? Wie steht es um die Macht? Und was tut die Kunst?

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Was Ihr wollt! Die Neuen Auftraggeber: Ermächtigungsfantasien? Petitionen, Liquid Democracy, Neue Auftraggeber

+++LEIDER ABGESAGT+++

Entsprechend der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zum COVID-19-Virus ist die Veranstaltung leider abgesagt. Wir informieren an dieser Stelle zeitnah über einen möglichen Nachholtermin. Detaillierte Informationen zu den Erstattungsmodalitäten von bereits gekauften Karten finden Sie hier.

Dienstag, 24. März 2020, 19 Uhr@Grüner Salon/ Volksbühne Berlin Podiumsgespräch, auf deutsch

Mit Alexander Koch, Direktor Gesellschaft der Neuen Auftraggeber Christopher Lauer, Publizist und ehemaliges Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses Paula Peters, Chief Global Officer Europa bei change.org Moderation: Pia Rauschenberger, Journalistin (u.a. Deutschlandfunk Kultur)

Online-Petitionen, ein Demokratie-Festival im Olympiastadion, Liquid-Democracy-Forderungen, ziviler Ungehorsam in der Klimapolitik oder Bottom-up-Prozesse bei den Projekten der Neuen Auftraggeber – aktuell diskutierte Teilhabe-Modelle haben eins gemeinsam: Sie denken zivilgesellschaftliche Mitsprache über herkömmliche repräsentativ-demokratischen Prozesse hinaus.

Ist das ein Teil der gerade so gern zitierten "Krise der Demokratie", ein Symptom für verlorenes Vertrauen in die bestehenden politischen Institutionen? Oder im Gegenteil ein zuversichtliches Demokratie-Update als Ausdruck eines zeitgemäßen, lebendigen Parlaments der Vielen? Und noch viel wichtiger: Handelt es sich um effektive Instrumente im analogen und digitalen Werkzeugkoffer zivilbürgerlichen Engagements – und was können wir damit tatsächlich bewegen? Oder bleiben sie am Ende des parlamentarischen Tages nur Ermächtigungsfantasien und Wohlfühl-Klicktivismus ohne politische Wirksamkeit?

Das will der Abend herausfinden. Er begibt sich hinein in die Ambivalenzen aktueller Formen der kollektiven Selbstermächtigung. Was ist dran am Begriff der Initiativ-Demokratie, die dem Vertreten-sein die Selbstvertretung entgegensetzt? Wer spricht dabei für wen? Wer spricht (nicht) mit? Wie steht es um die Macht? Und was tut die Kunst?

Weitere Informationen und Tickets

Foto: Tadashi Kawamata, Mémoire en demeure, 2003-2006, Saint-Thélo, France © Les Nouveaux Commanditaires

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und der Bundeszentrale für politische Bildung.

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Was Ihr wollt! Die Neuen Auftraggeber: Neue Bauherrschaften - Öffentliche Architektur im Bürgerinnenauftrag

Dienstag, 14. Januar 2020 um 19:00 Uhr

@Grüner Salon/ Volksbühne Berlin

In Kooperation mit ARCH+

„Architektur ist das Ordnen von sozialen Beziehungen durch Gebautes“, so der Philosoph Christian Posthofen. Und also ist Architektur auch ein sozialer Kampfplatz: Wem gehört und wer nutzt das Gebaute? Wer plant es, wer braucht es – und wozu? Und das öffentliche Bauen? Wer entscheidet über das Programm, die Finanzierung, die Gestaltung, wenn neue Schulen und Rathäuser, Straßen und Plätze entstehen? Wem gehört die Stadt, wem das Dorf? Das Gespräch an diesem Abend will neue Perspektiven und progressive Beispiele einer neuen öffentlichen Architektur im Bürgerinnenauftrag aufzeigen. Projekte und Debatten aus Vergangenheit und Gegenwart sollen Wege aufzeigen, wie neue Bauherrschaften aus allen Teilen der Gesellschaft das öffentliche Bauen zu ihrer Sache machen können, um soziale Beziehungen neu zu gestalten.

Diskussionsrunde in deutscher Sprache mit u.a. Ilka Ruby, Verlegerin und Kuratorin, Ruby Press Christoph Schäfer, Künstler, Stadtplaner, Planbude Alexander Koch, Direktor Gesellschaft der Neuen Auftraggeber Anh-Linh Ngo, Herausgeber / Editor-in-chief ARCH+ Foto: Simon Patterson, La maison forestière, 2011, Ors, France © Les Nouveaux Commanditaires Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und der Bundeszentrale für politische Bildung.

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