Die Neuen Auftraggeber von Wurzen

Auftraggeber:innen: Wurzener Bündnis für Demokratie gegen Neonazismus 


Mediatorinnen: Ilina Koralova, Barbara Steiner


Künstler:innen: Via Lewandowsky, Helmut und Johanna Kandl, Michaela Melian, Judith Siegmund


Zeitraum: 2011–abgebrochen


Partner: Fondation de France, Neue Auftraggeber e.V., Kulturhistorischen Museum Wurzen, Stadt Wurzen

DENKMAL: PERSPEKTIVWECHSEL

Das Denkmal für die toten Soldaten des Ersten Weltkrieges auf dem Alten Friedhof wurde 1929/30 in Erinnerung an die mehr als 700 getöteten Bürger von Wurzen errichtet. Jüngst wurde es zu einem Treffpunkt von Rechtsradikalen, die sich den Ort für ihre Zwecke aneigneten. Das Wurzener Bündnis für Demokratie gegen Neonazismus ergreift dagegen Initiative. Seine Mitglieder wenden sich an die Leipziger Mediatorinnen der Neuen Auftraggeber, Barbara Steiner und Ilina Koralova mit dem Ziel, ein Kunstwerk in Auftrag zu geben, das die Öffentlichkeit für die Problematik sensibilisiert und das Denkmal symbolisch zurückerobert.

Der Wurzener Oberbürgermeister Georg Book hatte 1930 die ursprüngliche Intention der Gedenkstätte mit der Hoffnung beschrieben, „solche Blutopfer der Menschheit für alle Zukunft unmöglich zu machen“. Die Auftraggeber wollen an diese Intention anknüpfen und beauftragen, vermittelt durch die Mediatorinnen, fünf Künstlerinnen und Künstler damit, Entwürfe für die Umgestaltung des Denkmals zu entwickeln.

In einer Ausstellung in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus wurden ihre Vorschläge im November 2011 präsentiert. Die Bürger von Wurzen wurden zu einer Debatte über die Gedenkkultur des Ortes eingeladen. Doch das Projekt spaltete die Wurzener Öffentlichkeit in leidenschaftliche Befürworter und Gegner. Eine öffentliche Diskussion im Rathaus mit dem Bürgermeister, den Mediatorinnen und den Künstlern verlief konfliktreich und endete im Eklat. Die am Projekt Beteiligten beschlossen, auf die Umsetzung eines der Entwürfe vorerst zu verzichten.